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Pressemitteilung

„In Würde alt werden“ - Staat und Gesellschaft gefordert!

Vortrag von Johanna Schildbach

Eine humane Gesellschaft ist möglich, so das Credo von Johanna Schildbach-Halser, oberbayerische ödp-Bezirksrätin und ödp-Landespflegebeauftragte aus Rosenheim anlässlich ihres Vortrags in Memmingen. Die Referentin vermittelte, dass das Thema Alter und Pflege angesichts der demographischen Entwicklung in den kommenden Jahren ein nie gekanntes Ausmaß annehmen werde und forderte, sich den damit verbundenen Problemen und Fragen konsequent und sofort zu stellen. Die derzeitige Situation sei vielfach geprägt von Verdrängung. Meldungen über Pflegeskandale blieben oftmals ohne Konsequenz. Heimbewohner würden nach der Gesundheitsreform vermehrt zu Sozialhilfeempfängern. Die Standards in den Heimen sollen gesenkt werden. Menschen ängstigten sich vor ihrer Zukunft und Stimmen zum Thema Sterbehilfe würden laut. „Wir wollen allen Menschen ein Leben in Würde sichern, unabhängig von Alter oder Behinderung, so Schildbach-Halser. Die Referentin formulierte Forderungen, wie dies vonstatten gehen kann.
Um möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, müsse ein barrierefreier Wohnungsbau konsequent umgesetzt werden. Sinnvoll sei die Vernetzung ambulanter und stationärer Pflege.   Nötig sei weiter ein Investitionsprogramm zum Umbau und zur Umstrukturierung der Altenheime auf neue Wohnformen. Bayern solle sich dafür einsetzen, dass gute Pflege belohnt wird. Für sinnvoll hält es die ödp, Krankenkassen und Pflegekassen zusammenzuführen. Die Heimkontrollen müssen kommunal unabhängig durchgeführt und verschärft werden. Geht es nach der ödp, muss die Heimaufsicht in die Zuständigkeit der Bezirke kommen. Für vorrangig wichtig hält es Schildbach-Halser, die Familien bei der Pflege zu unterstützen. Angehörige pflegebedürftiger Menschen müssen in die Lage versetzt werden, auf Wunsch in der gewohnten häuslichen Umgebung zu pflegen. Die Einführung eines sozialversicherungspflichtigen Gehaltes für pflegende und erziehende Familien sowie damit verbundene unterstützende Maßnahmen durch anerkannte Pflegedienste ermöglichen ein würdiges Leben im Kreise der Angehörigen. Mehr Hospiz- und Palliativeinrichtungen würden benötigt, um den letzten Lebensabschnitt schmerzfrei und würdevoll zu begehen. Die Referentin listete weitere ödp-Forderungen auf: Die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals sind so zu gestalten, dass eine menschenwürdige Grundversorgung nach Art. 1 GG, § 80 SGB X möglich ist; eine Reduzierung der ärztlichen Versorgung für alte Menschen dürfe es nicht geben.  In der engagiert geführten Diskussion wurde deutlich, dass das System Fehler aufweise und krankhaft unterfinanziert sei. Unsere Gesellschaft müsse Finanzierungswege finden, um alte, kranke und behinderte Mitbürger menschenwürdig zu pflegen und bis zum Tod schmerzfrei zu versorgen. In diesem Bereich gebe es viele arbeitsmarktpolitische Ressourcen, wie z.B. Freiwilliges Soziales Jahr, Erhalt des Zivildienstes, Arbeit statt Sozialhilfe und die Unterstützung des Ehrenamtes. Allerdings wurde auch deutlich, dass sich der Staat  nicht aus seiner Verantwortung stehlen dürfe. Das teilweise Elend in der Pflege könne nicht wirklich von Ehrenamtlichen geheilt werden.

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