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Pressemitteilung

Neue heile Welt - Digitaler Wandel zwischen Euphorie und Diktatur der Algorithmen

Franz Hofmaier, der frühere IT-Systemplaner bei Audi Ingolstadt, versah die Digitalisierungseuphorie in den Bereichen Bildung, Arbeitswelt und Grundrechte sowie die Entwicklung des Menschen mit einem dicken Fragezeichen.

Bildrechte Lucia Fischer;

Neue heile Welt? Digitaler Wandel zwischen Euphorie und Diktatur der Algorithmen" so das Thema eines Vortrags, zu dem der ÖDP-Kreisverband MM-UA eingeladen hatte.

Bevor es ans "Eingemachte" ging, erläuterte Hofmaier die Geschichte vom ersten Rechner Zuse Z23 (1962) zum Supercomputer Meggie (2016), der 7 Billionen mal schneller arbeitet, 15.000 mal schneller ist als ein Smartphone und 2.000 mal schneller als ein guter PC. Negative Begleiterscheinungen wie eine erschöpfte Gesellschaft dank allzeitiger Verfügbarkeit gekoppelt mit einer unvorstellbaren Vergeudung von Ressourcen inklusive Unmengen von Elektroschrott spielten ob einer blinden Euphorie so gut wie keine Rolle. Die Entwicklung werde, wie Experten prognostizieren, an ihre physikalische Grenzen stoßen.

"Jeder ist betroffen", stellte Franz Hofmaier unmissverständlich klar, da die Digitalisierung samt verstärkter Nutzung sog. Künstlicher Intelligenz (KI) jeden angehe und in viele, ja fast alle Lebensbereiche eingreife.

Ebenso thematisierte er den Netzausbau und die Netzgeschwindigkeit. Hofmaier zitierte aus Studien, wonach die Bundesrepublik Deutschland bei der Netzgeschwindigkeit weltweit hinter Ländern wie Rumänien und Bulgarien nur auf Platz 25 rangiere. Kritisch setzte er sich mit Vorhaben und Zusagen der letzten Jahre und für die Zukunft auseinander, die jeweils hinter den gemachten Versprechungen deutlich hinterherhinkten. Den Wettlauf um eine Vormachtstellung habe die Bundesregierung ebenso wie die bayerische Staatsregierung längst verloren.

Franz Hofmaier zitierte eine Reihe Studien, die sich mit den Auswirkungen der fortschreitenden Digitalisierung auf den Menschen beziehen. Es ging um unmittelbare Auswirkungen auf die Anzahl von Arbeitsplätzen sowie der Arbeitsbedingungen jedes Einzelnen. Die McKinsey-Studie aus dem Jahr 2015 "Bayern 2025" geht davon aus, dass 30 bis 40 Prozent der vorhandenen Arbeitsplätze vom Strukturwandel betroffen sein werden. Diese müssten nicht zwangsläufig wegfallen, aber ihr Charakter und die Anforderungen würden sich deutlich verändern.

Kritisch bewertete Hofmaier die Entwicklung an den Schulen. Scharf verurteilte er, dass in die Entwicklung des "Digitalpakt Schule von Bund und Ländern" ausschließlich Vertreter der Wirtschaft und aus der technischen Forschung eingebunden waren; Kinderärzte, Lernpsychologen oder Neurowissenschaftler hingegen nicht beteiligt wurden. Letztere weisen vermehrt auf Hirnrhythmusstörungen, Kopfschmerzen, Konzentrationsproblemen bis hin zu Schlafstörungen bei den Kindern und Jugendlichen als Folge medialer Reizüberflutung hin. Hofmaier vermisst eine ehrliche Technikfolgenabschätzung, der offensichtlich, nach Auffassung des Referenten, handfeste wirtschaftliche Interessen einzelner Unternehmen entgegenstünden.

Vor allem in Bezug auf Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte der Nutzer meldete Franz Hofmaier heftige Bedenken an. Kopfzerbrechen bereiteten ihm auch vollautonome Waffensysteme, die, so seine Überzeugung, inzwischen längst von den USA, Russland und China getestet würden.

In der teils lebhaften Diskussion wurde die Forderung nach ethischen Grenzen laut, nach denen sich auch Forschung und Lehre zu richten hätten. Es fehle ein breit angelegter gesellschaftlicher Diskurs zur Frage, was dem Menschen nützt und was ihm schaden könnte. "Was wir wollen und vor allem, was wir nicht wollen, ist eine Entscheidung, die nicht allein die Politik treffen darf", so die Kreisvorsitzende Gabriela Schimmer-Göresz. Der Umgang mit derart epochalen Veränderungen erfordere den kritischen Menschen, der seine Bedenken im Landtagswahlkampf äußern und eine verantwortungsbewusste Wahlentscheidung treffen muss.

Das Credo der ÖDP laute daher: "Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen. Alles muss sich am guten Leben und an der Gemeinwohlökonomie ausrichten."

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